Gedichte aus dem Banat

Bildung ist das höchste Gut des Menschen;
Sie ist sein unverlierbarer Besitz,
und niemand kann sie ihm rauben

Zitat aus dem Bakowaer Buch

Gedichte aus dem Banat

Von deutscher Erde sind wir abgeglitten
auf dieser Insel weit im Völkermeer.
Doch wo des Schwaben Pflug das Land durchschnitten,
wird deutsch die Erde, und er weicht nicht mehr.

Das Ungarland ist’s reichste Land,
dort wächst viel Wein und Treid,
so hat’s in Günzburg uns verkündt,
die Schiff stehn schon bereit.

Dort geit’s viel Vieh und Fisch und G’flüg
Und taglang ist die Weid;
Wer jetzo zieht ins Ungarland,
dem blüht die goldne Zeit.
aus dem Bakowaer Buch

 

 

Zum „Abkränzeln“ der Braut

Bringt herein, bringt herein, bringt den Stuhl herein,
die Braut muß abgebunden sein.

Jetzt binden wir der Braut das Kränzlein ab,
ihren Mann muß sie lieben bis in das Grab.

Kommet her, ihr jungen Mädchen mein,
mit euch will ich jetzt noch lustig sein.

Jetzt binden wir der Braut das Tüchlein auf,
sie muß es tragen ihren Lebenslauf.

Sie muß es tragen, schwarz oder rot,
ihren Mann muß sie lieben bis in den Tod.

Schwörest du, schwörest du deinen Eltern ab,
deinen Mann musst du lieben bis in das Grab.

Schwörest du, schwörest du deinen Geschwistern ab,
deinen Mann musst du lieben bis in das Grab.

 

Schwörest du deiner ganzen Freundschaft ab,
deinen Mann musst du lieben bis in das Grab.

Schwörest du, schwörest du denn Knaben ab,
mit denen du manche Freud hast gehabt.

Schwörest du deiner ganzen Kameradschaft ab,
deinen Mann musst du lieben bis in das Grab.

Tretet ab, ihr jungen Mädchen mein,
mit euch kann ich nimmermehr lustig sein.

Kommet her, ihr jungen Weiber mein,
schließt mich in eure Gesellschaft ein.

Bindet mir, bindet mir mein Kränzlein ab,
dies darf ich nicht tragen bis in das Grab.

Bindet mir, bindet mir mein Tüchlein auf,
dann spielt mir ein lustiges Stücklein drauf.

aus dem Bakowaer Buch

 

 

Ferne alte Heimat

Stolz um die hohe Kirche da liegt mein Dorf verträumt,
von Mais und Weizen Feldern und Reben weit umsäumt.
Vor hellen Bauernhäusern im Frühling Akazien blühn,
und hoch am blauen Himmel die Störche Kreise ziehn.

Dies war mein Heimat Dorf im freundlichen Banat,
das jederzeit viel Freude und Leid gesehen hat.

Aus deutschem Lande zogen die Siedler einst daher,
und schufen aus den Sümpfen bald dieses Weizenmeer.
200 Jahre stand hier der Ort der Schwaben fest,
stand treu zur neuen Heimat, trotz Kriegen, Not und Pest.

Dies war mein Heimatort wo jeder sich gekannt,
wo viele Schicksalsschläge die Menschen fest verband.

 

Stolz um die hohe Kirche da liegt mein Dorf nicht klein,
ringsum reifen Mais und Weizen die Trauben für den Wein.
Im Herbst die reiche Ernte die Bauern heimwärts fahren,
gezogen von den Pferden sind die beladenen Karren.

Dies war mein Heimatort wo ich geweint, gelacht,
wo eine Zeitspanne meines Lebens ich hab verbracht.

Das Herz voll großer Hoffnung trieb’s uns zurück ins Land
da wo vor langen Zeiten der Ahnen Wiege stand.
Wir fanden hier die Heimat in Freiheit neues Glück,
und bauen für die Zukunft Stück für Stück.

Ist dieses alte Heimatbild auch längst Vergangenheit,
in unseren Herzen lebt und bleibt es schön für alle Zeit.
Dichter unbekannt

 

 

Heimatglocken und Rosmarein

Der Glocken Ton, der Strauß mit Band
sie sind im Tiefsten uns verwandt.

Zur Feier klingt vom Turm Geläute
wir stehn in diesem ernsten Haus
vereint zum Fest der Heimat heute
mit dir, du schöner Kerweihstrauß.
Der immergrüne Rosmarein
soll Zeichen unserer Freude sein.

In froher und in schwerer Stunde
ist er ein Sinnbild rein und wahr.
Er grünt beim Schwur zum Lebensbunde
dem hoffnungsfrohen jungen Paar,
und hoch vom Turm klingt Glockenschall
der Freudenbotschaft heller Hall.

Doch auch die dunkle Abschiedsstunde
sagt uns die alte Glocke an.
Sie weint, und ihre Trauerkunde
so mancher schwer nur fassen kann.
Mit einem Zweiglein Rosmarein
segnen wir die Toten ein.

 

Vom Turme hoch klingt Festgeläute
der Kirche und dem Dorf zur Ehr’,
dir Heimat danken alle heute
für deine Obhut, Sorg’ und Lehr’.
Du warst uns Haus und Schutz und Hort
du lebst in uns für immer fort.

Einige Jahre sind verklungen
in unserem neuen Heimatort,
es binden und Erinnerungen
an manches Lied vom alten Hort,
an frohe Tage und an Leid
in guter und in harter Zeit.

Und dieser grüne Rosmarein
soll Zeichen unsrer Zukunft sein.
Kirchweihspruch aus Bakowa

 

 

Die Donau fließt

Die Donau fließt und wieder fließt
Wohl Tag und Nacht zum Meer,
Ein´ Well´ die andere weiterzieht,
Und keine siehst du mehr.

All' Frühjahr kehren die Schwalben z'rück,
Der Storch kommt wieder her,
Doch die gen Ungarn zogen sind,
Die kommen nimmermehr.

Das Ungarland ist´s reichste Land.
Dort wächst viel Wein und Treid,
So hat´s in Günzburg man verkündt,
Die Schiff' stehn schon bereit.

 

Dort geit 's viel Vieh und Fisch und Gflüg,
Und taglang ist die Weid,
Wer jetzo zieht ins Ungarland,
Dem blüht die goldne Zeit.

Mein Schatz hat auch sein Glück probiert,
Doch nicht zum Zeitvertreib:
Und „eh der Holder dreimal blüht,
So hol ich dich zum Weib!“

Und sieben, sieben lange Jahr,
Die sind jetzt nun hinab.
Ich wollt, ich wär bei meinem Schatz
Doch niemand weiß sein Grab.

Auswandererlied aus Bayrisch Schwaben, 18 Jahrhundert
(Aus: An Donau und Theiß, Banater Lesebuch, München 1986)

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